Experten informieren auf dem Biomethan-Tag von PlanET Biogastechnik über Technik, Gesetze und Finanzierung
Gescher, 20.01.2022. In voll besetzte Stuhlreihen blickt Jörg Meyer zu Strohe im PlanETarium am Standort Gescher. Zum ersten Mal findet das angesehene Format „Winterakademie“ der PlanET Biogastechnik GmbH am neuen Firmensitz statt. Sichtlich erfreut über die große Resonanz begrüßt der Geschäftsführer die 80 Teilnehmenden: „Biomethan bringen wir heute für Sie auf den Punkt.“ Im Verlauf des Tages werden sechs Fachleute über Technologie, Gesetze und Finanzierungsmöglichkeiten referieren. Ein geballter Rundumschlag für Land- und Energiewirte, Vertretungen kommunaler Verwaltungen und der Energiewirtschaft. Aber auch für Neugierige, die Wissen zu Biomethan erhalten wollen.
„Wir überlegen, in Biomethan zu investieren“, begründet ein junger Landwirt aus dem Sauerland seine Teilnahme. Er will sich neben den technischen Verfahren auch über die Verwertungs- und Finanzierungswege informieren. Eine Bedienstete aus einer Genehmigungsbehörde möchte mit diesem Tag auf dem Laufenden bleiben. Sie wird ihre Aufmerksamkeit auch auf die rechtlichen Themen richten. Besonders nach der langen Corona-bedingten Abstinenz von Events lechzen die Gäste des Biomethan-Tages nach direkten Begegnungen und Gespräche untereinander. Es ist der gewollte Nebeneffekt: Menschen miteinander vernetzen und verbinden.
PlanET Biogastechnik hat einen langjährigen Erfahrungsschatz im Bereich der Biomethan-Produktion. Über 80 Biomethan-Projekte hat das Unternehmen erfolgreich aus seiner Hand auf den Weg gebracht. Anna-Lena Voigt, Spezialistin in Sachen Gas Processing bei PlanET, stellt die effektivsten technischen Varianten vor: das Druckwechselabsorptionsverfahren (PSA) und das Membranverfahren. Beides sind bewährte und kosteneffiziente Verfahren, um das Biomethan aus dem Biogas zu extrahieren. Die Zuhörer spitzen die Ohren, als es um die Verwertung des Nebenproduktes Kohlendioxid geht. Denn neben dem Biomethan gibt es in Deutschland auch dafür einen attraktiven Abnehmerkreis. Darauf macht Thorsten Rohling von agriportance GmbH aufmerksam. Neben dem Verkauf des Kohlendioxids an die Industrie ist der Erlös aus der Treibhausgasminderungsquote hochattraktiv. Je nach Anlagengröße kann dieser bei 800.000 Euro liegen, wie der Bioinformatiker in einer Modellrechnung veranschaulicht. Will man als Anlagenbetreiber an dieser Torte partizipieren, ist eine Nachhaltigkeitszertifizierung unumgänglich. Die rechtliche Ableitung dafür aus der EU-Richtlinie für Erneuerbare Energie (RED II) erläutert Peter Jürgens von REDcert GmbH. Sie ist für Betreiber von Anlagen, die Biomethan aus Abfällen und Reststoffen wie Gülle und Mist herstellen, ein besonderer Anreiz. Denn die daraus hergestellten Biokraftstoffe werden doppelt auf die Erfüllung der Treibhausgasminderungspflichten der Inverkehrbringer von Kraftstoffen, z.B. der Mineralölwirtschaft, angerechnet. Dies schlägt sich im Erlös für das Biomethan nieder.
Für die Anrechnung ist vom Anlagenbetreiber zwingend ein Nachhaltigkeitsnachweis in der nationalen Datenbank der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), dem Nachhaltige-Biomasse-System (Nabisy) zu erbringen. Über diese Web-Anwendung reichen nachgelagerte Händler den Nachweis bis zum Inverkehrbringer weiter. Dieser legt den Erfüllungsnachweis der Biokraftstoffquotenstelle in Cottbus vor. Zur Erstellung der Nachhaltigkeitsnachweisen wie auch für das Handeln mit Biomethan ist einen Zertifizierung nach einem von der EU-Kommission anerkannten System wie REDcert Voraussetzung. Die Zertifizierung muss dabei alle Stufen abdecken: vom Rohstoff über die Herstellungs- und Vermarktungskette bis zum Inverkehrbringer. Kurzum: Ohne Zertifikat kein Geld.
Mit dem Punkt findet Carl Bennet Nienaber von der Kanzlei von Bredow Valentin Herz eine gute Überleitung zur Zukunft der RED II. Das EU-Parlament arbeitet an einer Novelle, die in die Renewable Energy Directive III (RED III) münden wird. In die Glaskugel kann der Jurist nicht blicken. Aber es verdichten sich Hinweise. So soll bis 2030 ein Biomethananteil von 35 Milliarden Kubikmeter angestrebt werden. Diese Sichtweise untermauert das Argument, das Constantin Veitl von Landwärme GmbH, zu Beginn des Biomethan-Tages für den Energieträger anführte. Das Nutzungspotenzial sei aber von der Industrie noch nicht erkannt worden. Nach Veitls Auffassung wird es das, sobald die Abgabe der Kohlendioxidemission in den Büchern der Unternehmen deutlich sichtbar wird. Denn das ist gesetzt: Die Kosten für den Ausstoß des Klimagases CO2 je Tonne wird in den Folgejahren kontinuierlich steigen. Treibhausgasminderung wird dann die neue Währung sein. Der Energiewirtschaftler sieht die Zukunft der Energieversorgung im Dreiklang aus grünem Wasserstoff, erneuerbarer Energie und Biomethan.
Laut dem Rechtsanwalt Nienaber sollen mit der RED III ebenfalls die „regulatorischen Hindernisse“ für Produktion und Vertrieb von Biomethan im EU-Binnenmarkt fallen. Aber es könnte die Konkurrenz um verwertbare Biomasse steigen. Denn es steht eine Kaskadennutzung der Abfälle in Diskussion. Abfallvermeidung hat dabei die höchste Priorität. Die energetische Nutzung steht vor der endgültigen Beseitigung am Ende der Hierarchie.
Es war viel Theorie an dem Tag. Aber, wie die befragten Gäste meinen, wird hochwertiges Wissen über die Zukunftsenergie „Biomethan“ mit nach Hause genommen. Bleibt zum Schluss noch die Frage nach den Finanzierungswegen. Die öffnet der Experte für Investitionskapital, Andreas Berens. Der diplomierte Betriebswirt und Inhaber von Berens – Energie-Finanzierung sieht sich als Schnittstelle zwischen Banken, Leasinggesellschaften und Betreiber von Biogasanlagen. Die Beschaffung von Fremdkapital läuft heute nicht ohne einen soliden Finanzierungsplan. Daraus macht Berens keinen Hehl. Bei der Planung solle auch ein Leasing-Modell in Erwägung gezogen werden. Es beinhalte respektable steuerliche Attraktivität.
Carsten Steentjes, Vertriebler bei PlanET und Moderator des Tages, resümiert: „Für ein solides Biomethan-Projekt ist es stets vorteilhaft, konservativ zu planen und dann zusätzlich entstehende Erlöse, zum Beispiel aus der Doppelanrechnung, mit zu erwirtschaften.“ Mit der Strategie stehe man auf festen Boden. PlanET Biogastechnik hat in seiner 25-jährigen Unternehmensgeschichte 600 Biogas- und 80 Biomethananlagen konstruiert. Jede für sich uns einer Hand auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten. „Mit unserem hohen Qualitätsanspruch sorgen wir für die beste Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Anlagen und zeichnen uns als verlässlicher Partner für die Produktion der Erneuerbare Energie Biogas aus“, markiert Steentjes die Stärken von PlanET zum Abschluss des Tages.
Der große Zuspruch der Veranstaltung motiviert PlanET Biogastechnik weiter Veranstaltungen dieser Art im Laufe des Jahres anzubieten. Dazu gehört auch eine Besichtigungstour von Biogas- und Biomethananlagen nach Frankreich. Die Veranstaltungen werden auf der Webseite des Unternehmens veröffentlich oder sind im Newsletter, der unter https://planet-biogas.de/aktuell/newsletter/ abonniert werden kann, nachzulesen.
Kontaktdaten
Carsten Steentjes
Vertriebsleiter International
c.steentjes@planet-biogas.com
+49 2542 8695 6426
Anna-Lena Voigt (M. Eng.)
Planung Gas Processing
a.voigt@planet-biogas.com
+49 2542 8695 6234